So groß als du?

Sprache entwickelt sich, Worte verschwinden, andere werden in den Sprachgebrauch aufgenommen. Manchmal verändern sich auch grammatikalische Strukturen. Ein Beispiel dafür ist der Trend, in Vergleichen „wie“ durch „als“ zu ersetzen.

Die Regel dazu ist eigentlich einfach: Bei einer Gleichsetzung wird „wie“ verwendet: „Susi ist so groß wie ihre Schwester“, beim Komperativ „als“: „Susi ist größer als ihre Schwester.“ So weit, so einfach. Doch in letzter Zeit scheint sich, aus welchen Gründen auch immer, „als“ immer mehr zu behaupten. Begonnen hat es mit „so bald als möglich“. Nur weil sich diese Wendung durchgesetzt hat, ist sie nicht richtiger geworden. Und inzwischen hört man auch in Interviews verstärkt ein falsches „Als“, das mit größter Selbstverständlichkeit ausgesprochen wird. Grund dürfte es keinen geben, stellt den Sprechenden aber (noch) ein schlechtes Zeugnis aus. Es bleibt abzuwarten, wie sich dieser Trend fortsetzt und wie lange dieser Einsatz noch als Fehler wahrgenommen wird. Das Abendland wird deshalb nicht untergehen, dennoch ist es spannend, die (Un-)Logik in der Entwicklung von Sprache mitzuerleben.

Österreich spricht

Am 13.10.2018 war es so weit: Auf Initiative der Tageszeitung „Der Standard“ trafen sich Menschen, die sich im Vorfeld angemeldet und einige Fragen zu ihrer Meinung beantwortet hatten, zum Austausch. Nachdem schon in Deutschland auf diesem Weg der politische Diskurs gefördert worden war, wurde auch in Österreich eifrig diskutiert – nämlich nicht im vertrauten Kreis, sondern eben mit Andersdenkenden, um die eigenen Positionen durch einen anderen Blick zu erweitern.

Das ist in jedem Fall eine großartige Aktion, denn „durchs Reden kommen d’Leut‘ z’samm“ und das ist in Zeiten, in denen politische Fronten verhärten, wichtiger denn je. Zudem kann kein digitales Medium den persönlichen Kontakt ersetzen. Was in einer kurzen Nachricht verschickt wird, muss in diesem Format einem direkten Kontra standhalten. Mit Menschen reden, die man nicht kennt, mag aus der Mode gekommen sein, weshalb es solcher Initiativen bedarf, aber die Auseinandersetzung über Inhalte lebt genau davon. Die Erfahrungsberichte der Beteiligten legen davon ein beredtes Zeugnis ab.

Schade ist nur, dass mit der Aktion nur ein bestimmter Teil der Bevölkerung erreicht wurde., nämlich die LeserInnen einer Qualitätszeitschrift. Die Auswertung der Antworten auf die Fragen, die im Vorfeld gestellt worden waren, zeigen, dass sich die Meinung der meisten DiskutantInnen deckten. Umso interessanter wäre es, die Einladung auszuweiten. Vielleicht kann man ja beim nächsten Mal auch andere Medien für die Bewerbung gewinnen. Der Diskussionskultur würde es sicher gut tun.

 

Des Jägers wilde Bretter

Gleich vorweg: Nicht jeder Mensch muss perfekt in der Rechtschreibung sein. Das gilt insbesondere beim Schreiben von unüblichen Wörter, die im täglichen Sprachgebraucht nicht verankert sind. Erstaunlich jedoch ist die Nachlässigkeit, auf die man immer wieder bei Werbetafeln, Slogans oder Produktbeschreibungen trifft: Zwar sieht man ihnen ein teures Design an, doch an die Rechtschreibung dürfte kein Gedanke verschwendet worden sein.

Ein schönes Beispiel ist das vor kurzem entdeckte „Wildbrett“, das nicht von einer Tischlerei, sondern offensichtlich von einem Lebensmittelanbieter als Hauptprodukt beworben wird. Oder die „Souvenir’s“, die mit viel Liebe gemalt auf einer Fassade prangen. In beiden Fällen wäre es doch ein Einfaches gewesen, vorab jemanden zu Rate zu ziehen, wenn man sich der eigenen Schwäche in Bezug auf Rechtschreibung bewusst ist. So liegt der Schluss nahe, dass kein Bewusstsein für richtiges Schreiben gegeben ist – oder aber, dass davon ausgegangen wird, dass sowieso niemand den Fehler bemerken oder sich daran stoßen würde. Jedenfalls spricht die Präsentation eine deutliche Sprache – und sagt vielleicht mehr über die ErstellerInnen aus, als ihnen lieb ist.