Wie alt darf neu sein?

Es gibt sie noch, die Menschen, die Eurobeträge in Schilling umrechnen – und dabei entsetzt die gute alte Zeit herbeisehnen, in der alles besser und billiger war. Zwar hätte uns die Inflation auch ohne Europawährung zugesetzt, doch der Gedanke an den Schilling lässt die Zeit stillstehen.

Ähnlich verhält es sich mit der „neuen“ Rechtschreibung, die nach wie vor dafür herhalten muss, wenn Wörter falsch geschrieben werden. Dabei ist sie auch schon in die Jahre gekommen: Die Diskussion über eine Vereinfachung der deutschen Orthographie begann 1980, 1996 wurde die Reform beschlossen. Doch von Anfang an gab es Proteste, sodass das anvisierte Startdatum 1998 verschoben werden musste. Nach vielen Diskussionen trat sie in Österreich schlussendlich nach einer siebenjährigen Übergangsphase 2005 in Kraft, wobei auch danach immer wieder einzelne Teile verändert wurden.

Ein geliebtes Kind war sie somit nie, obwohl sie doch tatsächlich viele Vereinfachungen brachte. Zahlreiche Ausnahmen wurden gestrichen, kaum neue Regeln eingeführt und wenn, dann waren sie logisch ableitbar. Und inzwischen bestehen so viele Alternativschreibweisen nebeneinander, dass sie ein bisschen aus der Fassung geraten ist. Jedenfalls sollte sie längst keinen Schrecken mehr verbreiten.

Wenn ihr jetzt die Schuld für Fehlschreibungen zugeschoben wird, so ist sie in den meisten Fällen bloß Sündenbock. Gar zu oft wären die falsch geschriebenen Worte auch nach den „alten“ Regeln nicht richtig gewesen. Und wer Beistriche eher nach Gefühl setzt, hätte sie wohl auch vor der Reform dem Zufallsprinzip unterworfen.

Schließen wir also mit ihr Frieden und akzeptieren wir, dass Rechtschreibung immer eine Herausforderung sein wird! Und vergessen wir das „Neu“ – es wäre ein schönes Zeichen dafür, dass wir die Rechtschreibung endlich in unseren Alltag aufgenommen haben.

5 Kommentare zu „Wie alt darf neu sein?

  1. Wie was das bloß? 10 Beistrichfehler waren ein schwerer Fehler in der Deutschschularbeit? Wie auch immer, genau das wR und ist auch heute noch meine große Schwäche. Also ist es genauso wue Martin schreibt, es ist heute wie damals😉! In diesem Sinne, alt bleibt neu oder vielleicht dich umgekehrt😃

    1. Uih, vielleicht sollte man sich seine Kommentare doch durchlesen bevor man sie versendet! Gleich 3 Fehler in einem kurzen Absatz😭! Aber ich habe eine echt gute Ausrede, nämlich diese echt kleine Handytastatur, da erwischt man wirklich manchmal die falsche Taste!

  2. Ich hadere nicht mit der neuen Rechtschreibung, sondern finde sie großartig um eine gewisse Rechtschreib-Schweche zu verbergen;-)
    PS: Überraschung, dass die Einführung schon 2005 passierte!
    PSS: Warum gibt es im Kommentarfeld keine Rechtschreibkorrektur ?!

  3. Tja, ich gehöre wirklich noch zu den Menschen, die manchmal Beträge in Schilling umrechnen. Und mit der Rechdschreihbung hab ichs auch nicht immer so. Und dann noch immer diese Buchstabenverdrehre. 🙂
    Was für ein Glück, daß/das/dass es D/dich gibt.
    Gerald

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